Du kennst bestimmt die Bezeichnungen vom Nesthocker und vom Nestflüchter, nun der Mensch ist eine Mischung aus beiden. Ein Menschenbaby kommt zwar schon fertig und mit voll ausgebildeten Sinnen auf die Welt, kann sich aber noch nicht alleine versorgen. Daraus ergibt sich der Begriff des Tragling. Unser Nachwuchs kann noch nicht laufen und braucht unsere volle Unterstützung, um sein Leben zu meistern. Da ist es doch verständlich, dass er die meiste Zeit auf seinen engsten Vertrauenspersonen verbringt. Affen und Beuteltiere sind dafür perfekt ausgestattet, auch sie tragen ihre Babys für lange Zeit durch das Leben. Wir verfügen leider nicht über solche Fähigkeiten, wissen uns aber dennoch zu helfen, denn wir haben für diesen Zweck das Tragetuch. Dein Baby ist geboren und braucht nicht viel zum glücklich sein. Dein vertrauter Geruch, deine Körperwärme, Nähe und Geborgenheit sind die Sicherungsanker, die es braucht. Du könntest deinen Schützling natürlich auch auf dem Arm herumtragen, wirst dabei wohl aber schnell an deine Grenzen stoßen.
Die einseitige Belastung lässt die Arme schmerzen, der Rücken tut weh und die Hände hast du auch nicht frei. Wie praktisch wäre da eine Möglichkeit, dein Baby zu tragen und dabei volle Bewegungsfreiheit zu erlangen. Genau dafür ist das Tragetuch gedacht. Neben den bereits genannten Vorteilen, wirkt sich das Tragen im Tragetuch auf die gesamte Entwicklung aus. Die kindlichen Sinne werden angeregt und geschult, die eingenommene Haltung unterstützt den Reifeprozess der Hüfte, es trainiert die Kopf- und Rumpfmuskulatur und stärkt die Beziehung zum Kind. Dazu ist es noch außerordentlich praktisch. Während Kinderwagen durch ihre sperrige Größe oft an ihre Grenzen stoßen, kommst du mit Tragetuch einfach überall hin. Ist dein Kind krank, bekommt Zähnchen oder hat einfach nur eine schlechte Phase – im Tragetuch ist das alles nur noch halb so schlimm. Als Einschlafhilfe, für Kuscheleinheiten oder für den Haushalt, das Tragetuch ist ein treuer Begleiter und erleichtert den Alltag mit Baby ungemein.
Worauf beim Kauf achten?
Schaust du dich auf dem Markt um, kann die Auswahl ziemlich einschüchternd wirken. Flächengewicht, Längenangaben dazu noch Material, Webart und Mischblends. Doch auch wenn es auf den ersten Blick ziemlich kompliziert klingt, so schwer ist es nicht. Wir zeigen dir, worauf du beim Kauf achten musst und welches Tragetuch sich eignet.
Die richtige Länge:
Tragetücher gibt es in den Längen 2 bis 7, auch Sonderanfertigungen bis zur Size 9 sind möglich. Um möglichst lange was von dem Tuch zu haben empfiehlt sich ein Tuch in deiner Basisgröße. Die Tücherlängen 2 bis 4 (von 2,70 m bis 3,70 m) sind für einlagige Bindeweisen ideal. Diese Shortys eignen sich für eine Hüfttrageweise, den einfachen Rucksack und die Kängurubindeweise. Für mehrlagige Bindeweisen, wie beispielsweise die Wickelkreuztrage (ist die bekannteste und alltagstauglichste Bindeweise), den Double Hammock oder die aufgefächerte Wickelkreuztrage wird ein längeres Tragetuch benötigt. Die Größen 5 bis 7 (von 4,20 m bis 5,20 m) bilden die Basisgrößen, damit sind alle Bindetechniken möglich. Für die meisten sind Tragetücher der Größe 6 ideal. Sie bieten genügend Länge für unterschiedliche Techniken, sind aber nicht überdimensional lang, um zu überfordern.
Das Material:
Baumwolle, Hanf, Seide, Leinen, selbst mit Glitzer gibt es mittlerweile Tragetücher. Echte Allrounder sind Tragetücher aus 100 Prozent Baumwolle. Sie sind superweich, lassen sich einfach binden und verzeihen Bindefehler.
Das Flächengewicht:
Je höher das Flächengewicht, desto besser wird das Gewicht des Kindes verteilt. Während ein Neugeborenes mit rund 2,5 bis 4 kg sich problemlos in allem tragen lässt, merkt man mit zunehmenden kindlichen Gewicht auch die Belastung beim Tragen. Mit einem mittelschweren Tuch von 200-240 g/m2 machst du aber alles richtig.
Die Webart
Wichtig ist, dass das Tragetuch querelastisch gewebt ist. Nur damit wird gewährleistet, dass sich das Tragetuch ordentlich straffen lässt und sich dem kindlichen Körper anpasst. Von festgewebten Tragetüchern solltest du die Finger lassen.
Die richtige Bindetechnik
Bei Neugeborenen ist weniger mehr. Um den kindlichen Rücken zu schonen, sollte möglichst wenig Stoff über dem Baby verlaufen. Einlagige Bindeweisen sind daher Pflicht. Perfekt ist z.B.
- die Hüftschlinge,
- das Känguru,
- die Wickelkreuztrage.
Am Anfang trägst du dein Baby in diesen Bindeweisen vor dem Bauch. Wird dein Kind größer und schwerer kann es auf den Rücken wandern. Das schont deinen Beckenboden, verteilt das Gewicht besser und du bekommst mehr Spielraum, zudem sieht dein Kind auf dem Rücken mehr. Der einfache Rucksack bildet den Einstieg für die Rückentrageweise. Ab Sitzalter kannst du auch mehrlagig binden, der Double Hammock beispielsweise bietet sich dafür an.
Worauf du beim Binden achten musst
Sicherheit ist beim Tragetuch das oberste Gebot. Das bedeutet, die Stützung von Kopf und Wirbelsäule muss gesichert sein, die Atemwege sind frei und dein Kind kann seitlich nicht herausfallen. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:
- Dein Kind ist von allein Seiten gut gestützt
- Der Steg (Tuchteil zwischen den Babybeinen) geht von Kniekehle zu Kniekehle
- Die Anhock-Spreiz-Haltung ist gegeben
- Der Rücken ist gerundet
- Die Kopfkante ist straff und stützt den Nacken
- Das Tuch bedeckt niemals den Kopf
Der letzte Punkt ist der Wichtigste. Der Mund und die Nase sind immer frei. Auch wenn dein Baby schläft, rutscht das Tuch niemals höher als bis zu den Ohren. Nur so kannst du sicher sein, dass dein Baby genügend Luft bekommt. Die ideale Tragehöhe kannst du leicht testen. Hast du dein Baby eingebunden und kannst es problemlos auf den Kopf küssen, sitzt es genau richtig.
Bis zu welchem Alter kannst du im Tuch tragen?
Solange du und dein Baby das möchten und du es körperlich schaffst. Da sich das Tragetuch immer perfekt den Körperproportionen anpasst, gibt es keine Obergrenze. Im Tuch kannst du ab Geburt bis zum Ende der Tragezeit tragen. Selbst wenn dein Kind 3, 4 oder 5 Jahre alt ist, kann es noch im Tuch getragen werden.
Weiterführende Links
- Wenn du dich nicht entscheiden kannst wird hier Trage und Tuch gegenüber gestellt.